Auf ein Wort

Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist Sonntagnachmittag, Ende Mai. Heute hat die Gemeinde die neuen Konfis, die sich mit dem Konfi-Team und mir auf eine Entdeckungsreise zu Gott und der Welt machen, begrüßt. Außerdem wurden noch zwei kleine Jungen getauft. Ich sitze im Schatten und blicke auf sattes Grün der Bäume und die ersten grünen Triebe, die die Kartoffeln gegenüber auf dem Acker sachte aus der Erde blinzeln lassen.
Und gleichzeitig weiß ich von den schlimmen Schäden und von den Verletzten, nach Tornados am Freitag vor allem in Lippstadt und Paderborn. Und ich weiß auch vom Elend derer, die unter dem Vernichtungskrieg des Moskauer Tyrannen leiden.

Kann ich mich eigentlich hier auf meinem Balkon an der Idylle und an den Gedanken an die neuen Konfis und die Täuflinge erfreuen, wenn es doch ansonsten so schlecht um die Welt bestellt ist? Müsste ich nicht wenigstens ein schlechtes Gewissen haben? Und müsste ich nicht eigentlich irgendetwas tun, um die Welt zu verbessern?
Mir kommt der Taufspruch eines der Täuflinge von heute in den Sinn, 1. Mose 28,15a: „Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“ Diesen Satz hört Jakob, der Enkel Abrahams, im Schlaf. Da hat er gerade von der Himmelsleiter geträumt. 

Jakob hat es da gerade auch nicht leicht. Er ist gerade von zu Hause geflohen – weil er seinen Bruder und seinen Vater betrogen hatte. Seine Zukunft ist ungewiss. Das ist Zukunft zwar meistens, doch in diesem Fall ist es noch Ärger. Vielleicht ist die Situation ja gerade für viele Menschen, vielleicht sogar für einen großen Teil der Schöpfung so wie für Jakob. Die Lage ist brisant und gefährlich. Und wie Jakob tragen viele Menschen, auch wir, auch ich, eine gewisse Mitschuld an Brisanz und Gefährlichkeit. Und wenn doch dem Jakob, dem Betrüger diese Zusage Gottes gilt, gilt sie dann nicht auch heute noch einem jeden von uns?
Jakob jedenfalls baut nach dem Aufwachen einen Altar, nennt den Ort Bethel (Haus Gottes) und macht sich auf den Weg. Er muss viel und hart arbeiten. Ihm gilt die Zusage. Nehmen wir uns ein Beispiel! 

Ihr Björn Knemeyer