Auf ein Wort

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist

So heißt ein Lied in unserem Gesangbuch (EG 395). Es ist, soweit ich es überblicke, das Jüngste. Seine Melodie ist zwar schon einige hundert Jahre alt, doch der Text ist von 1989. Klaus Peter Hertzsch hat es gedichtet – ein Kirchenlied aus der damaligen DDR, das die vielen Gottesdienste und Andachten rund um die Montagsdemonstrationen begleitete.

Immer wieder gehen wir Menschen neue Wege. Das erleben wir gerade als Kirchengemeinde bzw. als Kirche insgesamt. Gewohntes muss pandemiebedingt ausbleiben. Große Familienfeiern, Sportveranstaltungen, Konzerte, Kino, Theater und nicht zuletzt Gottesdienste. Da geht gerade nichts.

Doch wir stecken nicht den Kopf in den Sand. Wir setzen in dieser Zeit so viel Kreativität frei, um nun das Leben anders zu gestalten. Ein Gemeindeglied schrieb mir letztens sinngemäß: „Ich habe dennoch Grund zum Jubeln, Kaffee und Kuchen mit Besuch im Garten, alles blüht auf, wir grillen und bestellen uns Pizza nach Hause, anstatt essen zu gehen.“ Ich glaube, dass unsere neuen Wege manchmal gar nicht durch unbekanntes Gebiet führen müssen, sondern dass wir in unserer bekannten Umgebung mal ein bisschen weiter links oder ein bisschen weiter rechts der ausgetretenen Pfade gehen – und dabei entdecken wir dann, was uns auf Gottes Erde so alles begegnet. Das versetzt uns dann ins Staunen, Freude kommt auf. Gott hat die Erde wunderbar gemacht. Im Alltag vergessen wir vielleicht manchmal den Blick dafür.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, Gottes Wege sind unergründlich. Und sie führen manchmal über steile Pfade, über Umwege und durch unwegsames Gelände. Und machen zuweilen auch eine enge Kurve, die in eine ganz andere, unerwartete Richtung führt. Dennoch: Es sind Gottes Wege. Immer wieder einmal neue Wege, auf die er uns weist. Neue Wege sind immer unbekannt und fremd, aber auch aufregend und spannend – sie versprechen Abenteuer. Es sind Gottes Wege. Er geht sie mit!

Herzlichst
Ihr Pastor Björn Knemeyer