Auf ein Wort

"Da wohnt ein Sehnen tief in mir ..."

Der Sommer ist vorbei: Das ganze Wochenende war schon grau – verregnet – auch jetzt, am Sonntag Abend 29. August 2021: Es regnet seit Stunden. Es gab den Aufbruch Ende Mai/Anfang Juni mit dem Wunsch nach "mehr Normalität" – nach den Monaten des Lockdowns, der zweiten und dritten Coronawelle. Wir feierten die ersten Konfirmationen in Steinhagen – vorsichtig – mit begrenzten Besucherzahlen und strengem Schutzkonzept. Aber immerhin: Wir feierten wieder! Und die Infektionszahlen sanken.

Und es kam die Europameisterschaften im Fußball – wir sahen wieder Stadien voller Menschen – und dass Urlaubsgebiete "Hochrisikogebiete" wurden. Aber der Sommerurlaub kam – für mich auf der Insel Langeoog – und es kam das Aufatmen. Bis die Flutwelle an der Ahr – an der Erft – katastrophale Auswirkungen hatte für Mensch und Tier, für Tourismus, Wirtschaft und Handel, für Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen. Die Bilder sind noch nicht vergessen: Hagen, der Ort wo ich herstamme, gehörte zu den ersten Orten in NRW, die im Wasser von Volme und Lenne versanken. Meine Familie hatte Glück – wohnen alle in Stadtteilen, die nicht betroffen waren. Es erwachte eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität: In Geldspenden, Sachspenden, unzählige Freiwillige, die kamen und immer noch kommen, umzu helfen. "Nachbarschaftshilfe" wurde für mich zum liebsten Wort dieses Sommers.

Es gibt sie noch – die Hilfe von Mensch zu Mensch – die Nächstenliebe, das tatkräftige Zupacken. Und die Menschen an der Ahr und Erft werden sie noch lange brauchen. In unserer Gemeinde waren die Kinder und Jugendlichen mit Gemeindepädagogin Andrea Melzer sicher auf Spiekeroog angekommen. Noch so ein Stück kleine wiedergewonnene "Normalität". Und in den Gemeindehäusern treffen sich wieder die Gruppen, wurde das Gartencafe eröffnet, spielten wieder die Jungscharen und die Jugendgruppe. Und nach den Ferien gab es das Kickoff mit den Konfis – 36 junge Menschen bereiten sich auf ihre Konfirmation im Mai 2022 vor – und mit "3G" (geimpft – genesen – getestet) gibt es mehr Freiheiten zurück, die wir lange vermissten. Der Tanzkreis tanzt wieder – die Frauenhilfe kocht wieder Kaffee – das Kontaktcafe ist wieder da – die Gottesdienste laufen.

Also – ist alles wieder normal? Nichts zu wünschen übrig?
"Da wohnt ein Sehnen tief in mir, oh Gott nach Dir, Dich zu sehen, Dir nahe zu sein." – die Worte eines neuen geistlichen Liedes klingen in diesen Tagen, wo der Sommer zuende geht, immer öfter in mir. Denn ich sehne mich nach mehr – nach Gemeinschaft – nach Liebe und Vergebung – nach Gott. Vielleicht geht es Ihnen auch so? Wohnt da ein Sehnen tief in Ihnen? Sehnsucht hat immer eine Erwartung – eine Hoffnung, eine starke Kraft, die mich vorwärts treibt. Das Ende des Sommers zeigt mir: Corona ist noch nicht überwunden, aber wir leben noch und richten uns aus, auf Christus, dessen Leib wir sind. Bleiben wir mit unserer Sehnsucht auf der Spur, damit wir gemeinsam stark bleiben und hoffnungsvoll.

Ihre Pastorin
Kirsten Schumann

Kirsten Schumann

Foto von Pfarrerin Kirsten Schumann

Pfarrerin 3. Pfarrbezirk 

Stellv. Vorsitzende des Presbyteriums,
Vorsitzende Fachausschuss für Kinder-, Jugend- und Konfirmandenarbeit,
Fachausschuss für Personal, Finanzen und Vermögen,
Lenkungsgruppe für Familienzentrum NRW,
Hospizarbeit
Ökumenischer Arbeitskreis

Tel.: 0 52 04 / 28 88
Mobil: 0160 / 42 94 07 8
kirsten.schumanndontospamme@gowaway.kirche-steinhagen.de